Besuch beim Blindenschießen in Lehrte

von Marianne Vallan

Am Sonnabend, den 28. April haben Uwe Drecktrah, Vorsitzender vom Sportförderverein u. Fachverband Schießsport Diepholz, sowie Schriftführerin FV-Schießsport, Marianne Vallan, die Bürger Gesellschaft Lehrte von 1837 e. V. besucht.
Sie haben sich vor Ort über das „Blindenschießen“ informieren lassen.

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Die Bürgerschützen Gesellschaft Lehrte von 1837 e.V. gehört zu den wenigen Vereinen im Deutschen Schützenbund und im Deutschen Behinderten Sportverband in dem behinderte Schützen aktiv am Sportschießen nach behindertengerechten Wettkampfbedingungen teilnehmen.
Ihr Behindertensport teilt sich in Körper- und Sehbehinderte (Blinde) Schützen auf. Die Körperbehinderten können Luftgewehr und -pistole, Kleinkalibergewehr und -pistole, Zimmerstutzen oder mit dem Bogen schießen.
Die sehbehinderten Schützen schießen mit dem Luftgewehr und einer besonderen Elektronik.
Der Unterschied zu den Gewehren sehender Schützen liegt darin, dass Diopter und Korntunnel durch eine Optronik ersetzt werden. Diese Optronik ist auf dem Gewehr wie ein Zielfernrohr montiert. Mit einem speziellen Spotstrahler wird die Schießscheibe angeleuchtet, ein Spezialgerät wandelt das zurückgeworfene Licht von der Scheibe in akustische Signale, also in Töne um und diese werden vom Schützen mittels eines Kopfhörers gehört ( mit den Ohren schießen!). Je höher der Ton, desto genauer ist das Ziel im Visier. Auf diese Weise können die blinden bzw. sehbehinderten Schützen die Zielscheiben anvisieren.

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Der 2. Vorsitzender Reinhard Köln von den Bürgerschützen nahm uns in Empfang, zeigte uns den großen Schießstand mit seinen Räumlichkeiten, und auch die für das Blindenschießen extra gefertigten Papierschießscheiben. Wo der Mittelpunkt bei unseren Scheiben schwarz dargestellt ist, ist der Mittelpunkt fürs Blindenschießen weiß (hell), damit die Optronik das zurückgeworfene Licht in Töne umwandeln kann.

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Die beschossene Luftpistolenscheibe und eine Luftgewehrscheibe mit dem hellen Mittelpunkt.

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An diesem Tag fand auch die Landesmeisterschaft  im Blindenschießen  statt, diese wird schon seit gut 16 Jahren  in Lehrte durchgeführt.
In einer Pause konnten wir dieses für uns ungewohnte Schießen ausprobieren.
In der Ausschreibung zur offenen Landesmeisterschaft - Luftgewehr für Blinde und Sehbehinderte steht unter Regeln: Alle Wettbewerbe werden nach den Regeln der UIT mit den Bestimmungen des ISCD durchgeführt. Die Schlinge des DSB ist nicht erlaubt. Klasse SH3 (R10) ohne Hilfsmittel, Klasse SH3 (ABR10) mit Hilfsmittel. Mannschaften (3 Schützen)- Die Schützen müssen vor Beginn der Veranstaltung benannt werden. Mindestens drei Mannschaften!
Eine Augenabdeckung ist vorgeschrieben.  Mit der Abgabe der Meldung zur Veranstaltung erkennt der Sportler die Anti-Doping-Ordnung des DSB an. Schusszahl 60 Schuß; Schießzeit 1:45 Std.

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Reinhard Köln brachte uns zum Schießen mit dem Luftgewehr in Positur, je nach Körpergröße wurde die Höhe der Auflage für das Gewehr eingestellt, er stellte sich hinter uns und dirigierte uns, sobald wir die erste Tonveränderung hörten, konnten wir uns am Ton orientieren und hörten ganz konzentriert auf den sich verändernden Ton, versuchten dabei das Gewehr beim höchsten Ton sehr ruhig zu halten um dann den Schuß abzugeben. (bei den Sehbehinderten legen die Betreuer die Gewehre auf den Federbock, laden und wechseln die Scheiben usw.) Reinhard Köln hatte uns freundlicher  Weise eine Luftpistolenscheibe aufgezogen, damit das Erfolgserlebnis „Getroffen“ eher gegeben war. Nach jeweils drei Schuß hatten Uwe und ich das gleiche Ergebnis, jeder hatte eine „Acht“ eine „Neun“ und man staune eine „Zehn“ getroffen! (bei der LG-Scheibe wäre die „Zehn“ natürlich „nur“ eine „Acht“ gewesen) Es hat uns sehr viel Spaß gemacht und man kann vor den Sehbehinderten nur den Hut ziehen, nun wissen wir, wie viel Ruhe und Konzentration dazugehört, dieses erfordert ein gehöriges Maß an Training.
Es geht also, man kann auch mit den Ohren „zielen“, eine spezielle Technik macht auch blinden Menschen das Sportschießen möglich.
Aber nicht nur das Schießen genieße man im Schützenverein, sondern auch das gesellige Beisammensein von Blinden und Sehenden, so Reinhard Köln.
Die Abteilungsleiterin Behindertensport Christa Leonhardt war natürlich auch mit anwesend und besprach mit Uwe Drecktrah den ungefähren Ablauf am "Tag des Sports".

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v.l.: Uwe Drecktrah, Christa Leonhardt, Reinhard Köln

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v.l.: Marianne Vallan, Christa Leonhardt u. im Anschlag Reinhard Köln


Wir bedankten uns recht herzlich bei den Beiden für diese tollen Informationen über das "Blindenschießen" und freuen uns auf das Wiedersehen am 7. Juli beim Tag des Sports.

Am 7. Juli wird Christa Leonhardt mit ihren Helfern im LLZ Bassum vielen Schützen und interessierten Besuchern dieses außergewöhnliche Schießen näherbringen. Vielleicht kommen auf diese Weise Schützen und Schützinnen, trotz Sehschwächen, wieder zum Sportschießen zurück.


Bericht und Fotos: 

Marianne Vallan


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